Investieren, ohne schlechtes Gewissen zu haben

Portfoliomanager von „Union Investment“ berichtet über strenge Kriterien

Das Referat: Hoch spannend, wie es Klaus Königs, stellvertretender Vorstandssprecher der VR-Bank Lahn-Dill, bei der Begrüßung angekündigt hatte. 40 Zuhörer verfolgten interessiert einen Vortrag, der sie näher an das Thema einer gesellschaftlich verantwortlichen Kapitalanlage heranführte. Janne Werning, Portfoliomanager von Union Investment, hatte in seinem Vortrag „Nachhaltige Geldanlage. Warum ist es wichtig und wie funktioniert das?“ einige Fakten zusammengetragen und auch an Beispielen aufgezeigt, welche Unternehmen den Klimaschutz ernst nehmen und auf diesem Sektor aktiv sind. Sein Fazit: Unter dem Aspekt der Umwelt lassen sich durchaus  angemessene Renditen erwirtschaften.

Union Investment ist nicht erst auf den Zug aufgesprungen, als das Wort Nachhaltigkeit auf einmal in aller Munde war. Werning erklärte, dass bereits vor mehr als 30 Jahren von den Kirchen das Anliegen geäußert wurde, unter sozialen Aspekten Geld anzulegen. Da ging es schon darum, Zwangsarbeit, Kinderarbeit, gerechte Bezahlung und Menschenrechtsverletzungen allgemein zu berücksichtigen.

Heute sind es 48 Milliarden Euro, die von der Gesellschaft in nachhaltige Investmentlösungen gesteckt werden. Und mit soviel Geld im Rücken kann der Vermögensverwalter bei der Ausrichtung von Konzernen ein gewichtiges Wörtchen mitreden. In 2018 wurden bei 2288 Abstimmungen auf Hauptversammlungen die Wünsche der Aktionäre vertreten; 15 Redebeiträge hielten die Analysten auf Hauptversammlungen vor rund 60000 Aktionären.

Welche Kriterien legt Union Investment bei der Auswahl der Partner zugrunde? Das Nachhaltigkeitsverständnis beruht auf den drei Säulen ESG. Die Buchstaben stehen für Environmet/Umwelt, Social/Soziales und Governance/Unternehmensführung. Beleuchtet und bewertet wird, wie Unternehmen diese Punkte berücksichtigen. In das Punktesystem fließt mit ein, wie der Klimawandel mit Blick auf Ressourcenknappheit Wasserknappheit oder Artenvielfalt eine Rolle spielt. Korruption, Transparenz und Risikomanagement sowie Gesundheit, Sicherheit und Ernährungssicherheit sind weitere Aspekte der hohen Messlatte, die die Prüfer anlegen. Außen vor bleiben von Beginn an Geschäftsfelder wie Waffenproduktion (ABC, Landminen und Streubomben) oder Tierversuche für kosmetische Zwecke. Auch Staatsanleihen sind für einen Vermögensverwalter durchaus attraktiv. Durch das Sieb fallen bei Union Investment von Beginn an Staaten, die von einem  undemokratischen Regime beherrscht werden, die Glaubensfreiheit einschränken oder die Todesstrafe einsetzen. Keine Chance in das Portfolio aufgenommen zu werden haben Länder, die das Pariser Klimaabkommen und den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet haben.

Ein allgemeines Umdenken ist zu beobachten, sagte Janne Werning. Wenn auch ab und an etwas Druck von den Anlegern ausgeübt werden muss.

In Dillenburg wurde ein Thema beleuchtet, das viele zum Nachdenken anregt. Das zeigte auch die sich anschließende Diskussion.

Nachhaltig Geld anzulegen: Welches Risiko ist damit verbunden? Ob Risiko-scheu oder eher Risiko-bereit – für jeden gebe es nachhaltige Angebote. Für Werning sind allerdings verlässliche Rahmenbedingungen wichtig. „Investoren brauchen Klarheit und daher müssen sich die Staaten an die festgelegten Klimaschutzvereinbarungen halten“, machte er deutlich. 

Thema Kontrolle: Wie behält Union Investment den Überblick und kann Unternehmen und Konzerne einstufen? 12 Analysten sind ständig damit beschäftigt, Konzerne unter die Lupe zu nehmen – wenn es sein muss auch vor Ort. Die Gesellschaft stützt sich weiterhin auf drei weltweit bekannte Ratingagenturen, deren Aufgabe es ist, Informationen zu sammeln und zu gewichten. Wichtige Bausteine im Konzept sind unabhängig verfasste Berichte von Nichtregierungsorganisationen.   

Investieren, ohne schlechtes Gewissen ist durchaus möglich.   

Veranstaltung mit Union Investment